Dynamische Diskontierung: Ein wichtiger Faktor beim Finanzmanagement für Lieferketten

Manasi Kalchuri, Principal Product Manager, Oracle Financial Services

Tushar Chitra, Vice President, Product Strategy and Marketing

Vishal Chaturvedi, Product Strategy and Marketing Manager, Oracle Financial Services

Die strengen Lockdown-Maßnahmen, die von den meisten Ländern während der COVID-Pandemie eingeführt wurden, haben zu einer erheblichen Störung bei den globalen Lieferketten geführt. Unternehmen weltweit sind nun erst dabei, sich von den Nachwirkungen der Pandemie zu erholen, während sie zugleich mit den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und der daraus resultierenden Inflation zu kämpfen haben. Deswegen wird die Lieferketten-Finanzierung im Vergleich zu traditionellen Kreditlinien bei Unternehmen zunehmend populärer. Laut dem World Supply Chain Finance Report 2022 stiegen die Finanzierungsvolumen bei Lieferketten im Jahr nach der Pandemie um 38 %.

Im bestehenden Ökosystem für die Lieferketten-Finanzierung sind Käufer jedoch weniger geneigt, sich von ihren Barmitteln zu trennen, während die Lieferanten Schwierigkeiten haben, die Liquidität aufrechtzuerhalten. Um die Solvenz bei Lieferketten sicherzustellen, haben Regierungen, Regulierungsbehörden und Marktteilnehmer innovative Ansätze zur Bewahrung des Betriebskapitals eingeführt, ohne dass dabei auf Sicherheiten oder Kredite mit hohen Zinsen zurückgegriffen werden muss.

Zu diesen Praktiken gehören Kreditorenlösungen wie Reverse Factoring und dynamische Diskontierung, Bestandsfinanzierung und Forderungen. Die dynamische Diskontierung, eine der Praktiken, die immer häufiger anzutreffen sind, ermöglicht es Käufern und Lieferanten, ihre Betriebskapitalkosten zu senken und die Liquidität zu verbessern. Es handelt sich dabei nicht um eine tatsächliche Finanzierung, sondern um eine gegenseitige Vereinbarung zwischen den Handelspartnern bezüglich eines Skontos im Gegenzug für eine vorzeitige Zahlung.

Was versteht man unter dynamischer Diskontierung?

Bei der dynamischen Diskontierung handelt es sich um eine Vereinbahrung bezüglich einer vorzeitigen Zahlung im Austausch für einen Skonto auf den Rechnungsbetrag. Bei der dynamischen Diskontierung kann der Lieferant einen Skonto auf die Rechnung gewähren, wenn der Käufer vorzeitig zahlt. Der Käufer kann den Skonto annehmen und dafür eine vorzeitige Zahlung vornehmen. Der Käufer kann auch eine vorzeitige Zahlung im Gegenzug für einen Skonto vorschlagen. Im Grunde handelt es sich also um eine Verhandlung zwischen den Handelspartnern, um bessere Kreditbedingungen zu erhalten. Das gewährte Skonto kann fest oder variabel sein. Bei einem festen Skonto kann der Käufer jederzeit innerhalb des vereinbarten Zeitraums bezahlen und von einem festen Preisnachlass profitieren. Bei variablem Skonto verringert sich dessen Prozentsatz im Laufe der Zeit. Je früher die Zahlung erfolgt, desto höher ist also das Skonto. Die dynamische Diskontierung wird typischerweise auf jede Rechnung einzeln angewendet, wobei das Skonto in der Regel als Prozentsatz des zu zahlenden Rechnungsbetrags ausgedrückt wird.

Während traditionelle Diskontierungsmethoden statisch waren, bietet die dynamische Diskontierung eine viel flexiblere Alternative, bei der Lieferanten jederzeit entsprechend der vereinbarten Zahlungsbedingungen vergütet werden können. Ein praktisches Geschäftsbeispiel für die traditionelle Diskontierung wird als „2/10 netto 30“ bezeichnet, wobei der Lieferant dem Käufer ein Skonto von 2 % bietet, wenn die Zahlung innerhalb von zehn Tagen nach Rechnungsstellung abgewickelt wird. Andernfalls kann der Käufer den vollen Betrag innerhalb von 30 Tagen bezahlen. Es wird kein Skonto angeboten, wenn der Käufer 12 oder 15 Tage nach Rechnungsstellung zahlt.

Eine Veranschaulichung der dynamischen Diskontierung

Ein Herstellerlieferant bietet auf einer Rechnung folgende dynamischen Skontobedingungen an: 10%/15 Netto 45, 5%/30 Netto 45 oder Netto 45. Dies bedeutet, dass das Skonto umso höher ist, desto früher die Zahlung erfolgt, und sich im Laufe der Zeit reduziert. Wenn der Käufer am Tag 20 nach Annahme des Angebots zahlt, erhält er ein dynamisch pro rata berechnetes Skonto von 1,66 %.

Von der dynamischen Diskontierung profitieren beide Geschäftspartner. Es verbessert nicht nur die finanzielle Gesundheit beider Partner, sondern stärkt auch die Beziehungen innerhalb der Lieferkette. Lieferanten profitieren von einer Verbesserung der Cashflows, der Liquidität des Betriebskapitals und ausstehenden Verkäufen, da frühere Zahlungen für Rechnungen ermöglicht werden. Käufern bietet es den Vorteil jederzeit bis zum Fälligkeitsdatum der Rechnung von Skonti zu profitieren, sodass sie ihre Einsparungen maximieren und das Betriebsergebnis verbessern können.

Der Nutzen der dynamischen Diskontierung für die Lieferketten-Finanzierung

Angesichts der zunehmenden Verbreitung der dynamischen Disktontierung in jüngster Zeit, wurde es vom Global Supply Chain Finance Forum in seinem Bericht „2021-GSCFF-Enhancement-of-the-Standard-Definition“als eines der wichtigsten Finanzierungsinstrumente der Lieferkette gewürdigt. Es wurde im Rahmen einer neuen Kategorie namens „Advanced Payable “ (zu Deutsch etwa: fortschrittliche Verbindlichkeiten) vorgestellt, die dadurch charakterisiert ist, dass der Käufer seine eigenen Finanzmittel dazu nutzen kann, eine Rechnung vor dem eigentlichen Fälligkeitsdatum zu begleichen. Das bedeutet, dass die dynamische Diskontierung weithin akzeptiert und als wichtiges Instrument im Handel verwendet wird. Banken halten aufgrund der steigenden Nachfrage seitens der Unternehmen ebenfalls zunehmend nach Lösungen für die Lieferketten-Finanzierung mit Funktionen für die dynamische Diskontierung Ausschau.

Wie Oracle eine dynamische Diskontierung ermöglicht

Die Oracle Banking Supply Chain Finance-Lösung bietet umfassende Funktionalität für die dynamische Diskontierung. Dabei werden unter anderem folgende Funktionen unterstützt:

  • Ein nahtloses Onboarding von Handelspartnern. Kunden können ein Onboarding für ihre Handelspartner vornehmen, unabhängig davon, ob diese nun Kunden der Bank sind oder nicht. Die derart integrierten Unternehmen haben Zugang zum Portal und können erforderliche Transaktionen ausführen.
  • Erstellung von Rabattangeboten durch einen Lieferanten oder Einkäufer. Dadurch können sowohl Käufer als auch Lieferanten ein Skontoangebot für vorzeitige Zahlungen abgeben.
  • Simulation dynamischer Rabatte. Das Simulationswidget in der Anwendung bietet eine intuitive Benutzererfahrung, die es beiden Parteien ermöglicht, unterschiedliche anwendbare Rabatte für jeweils ausgewählte Daten zu simulieren. Diese Funktion erleichtert die Entscheidungsfindung in Bezug auf anwendbare Rabatte.
  • Angebotsannahme. Das jeweilige Unternehmen kann auf der Basis der verfügbaren Rabattwerte entweder ein Angebot annehmen oder das Angebot ablehnen und ein Gegenangebot unterbreiten.
  • Intuitive Dashboards mit Analysen, um eine einfache Entscheidungsfindung zu ermöglichen. Das dynamische Diskontierungs-Dashboard bietet eine Vogelperspektive auf Forderungen oder Verbindlichkeiten mit Rabattangeboten und den Status dieser Angebote, d.h. ob das Angebot angenommen wurde, abgelehnt wurde oder bald abläuft. Auf der Grundlage dieser Informationen kann das Unternehmen schnell darauf reagieren. Die Anwendung ermöglicht es dem Unternehmen außerdem, über das Dashboard selbst auf das Simulationswidget zuzugreifen, um die Entscheidungsfindung zu unterstützen.
  • Alerts und Benachrichtigung. Diese stellen zeitnahe Alerts und Benachrichtigungen bereit, wenn eine Vereinbarung zu einer dynamischem Diskontierung angenommen wurde.

Erfahren Sie mehr darüber, wie Oracle Banking Supply Chain Finance eine dynamische Diskontierung ermöglicht.