Oracle stellt den AI Agent Marketplace vor

Der Online-Store bietet Agenten von Accenture, Deloitte und weiteren Partnern und ergänzt die produktivitätssteigernden GenAI-Softwareassistenten von Oracle.

Aaron Ricadela | 16. Oktober 2025


LAS VEGAS – Oracle hat einen Online-Store vorgestellt, über den Kunden der Fusion Cloud Applications KI-Agenten von einer Vielzahl von Softwareentwicklern kaufen und installieren können. Zudem hat Oracle seine Lösungen für Lieferketten, Vertrieb und Marketing mit neuen, LLM-gestützten Tools erweitert.

Der Oracle Fusion Applications AI Agent Marketplace, der über die Entwicklungsplattform Oracle AI Agent Studio zugänglich ist, ermöglicht es Kunden der Finanz-, Logistik-, HR- und Kundenmanagementanwendungen von Oracle, über 100 Agenten von Drittanbietern und IT-Beratungsunternehmen zu finden und diese direkt in ihren Anwendungen bereitzustellen, teilte Oracle diese Woche auf der AI World-Kundenkonferenz mit. Die im Marketplace verfügbaren Agenten stammen von mehr als zwei Dutzend Partnern – darunter Accenture, Deloitte, IBM, Infosys, KPMG, PwC, Wipro, Box und Stripe – und ergänzen die rund 400 Fusion Cloud-Assistenten und -Agenten, die Oracle selbst anbietet.

Oracle kündigte außerdem neue KI-Agenten für seine Fusion Cloud Applications in den Bereichen Lieferkettenmanagement, Vertrieb und Marketing an. Zudem wurden die Startseiten der Anwendungen neu gestaltet – mit dialogorientierten Prompt-Fenstern für KI-Abfragen und Statusaktualisierungen zur Arbeit der Agenten.

Da diese Agenten in die Fusion-Anwendungen eingebettet sind, entsteht ein kontextbezogener Zusammenhang.“

Steve Miranda EVP of Fusion Application Development, Oracle

Darüber hinaus hat das Unternehmen das AI Agent Studio aktualisiert und um die Unterstützung des Model Context Protocol (MCP) erweitert. Dieses ermöglicht es Agenten, mit anderer Unternehmenssoftware außerhalb der Oracle Fusion Applications zu kommunizieren. Ebenfalls neu ist Agent2Agent (A2A), ein Kommunikationsprotokoll, das die Interoperabilität zwischen Agenten verschiedener Anbieter sicherstellt. Das AI Agent Studio – ein grafisches Einrichtungstool, das Oracle Anfang dieses Jahres veröffentlicht hat, um vordefinierte Agenten anzupassen oder neue von Grund auf zu erstellen – ermöglicht es Unternehmen nun, die Menge der generativen KI-„Tokens“ bzw. Wortfragmente zu messen, die Anwendungen verbrauchen. Diese Messung gibt Aufschluss über die laufenden Kosten bei der Interaktion mit LLMs.

„Da diese Agenten in die Fusion-Anwendungen eingebettet sind, entsteht Kontext“, sagte Steve Miranda, Executive Vice President von Oracle, während seiner Keynote auf der AI World. So können beispielsweise Nutzer von Buchhaltungssoftware Abweichungen in den Verbindlichkeiten eines Unternehmens überwachen, Benachrichtigungen zu relevanten Informationen erhalten und direkt zu den Rechnungen navigieren, die ein unerwartetes Ergebnis verursacht haben – ohne zwischen verschiedenen Bildschirmen wechseln zu müssen und unter Beibehaltung ihrer Zugriffsrechte. „Mit Fusion müssen Sie den Kontext nicht programmieren“, fügte Miranda hinzu.

KI-Agenten arbeiten innerhalb von Anwendungen, um Daten zu erfassen, mit Nutzern zu interagieren und Schritt für Schritt Aktionen auszuführen, um Prozesse abzuschließen. Unternehmen beginnen, sie einzusetzen, um Verkaufspipelines zu analysieren und Vertriebsmitarbeitern Tipps zum Abschluss von Geschäften zu geben, Supply-Chain-Manager bei der Reaktion auf veränderte Marktbedingungen zu unterstützen, Kundenanfragen zu bearbeiten und Vorstellungsgespräche mit Bewerbern zu koordinieren.

Oracle und andere Anbieter von Backoffice- und kundenorientierten Anwendungen ergänzen ihre eigenen KI-Agenten durch Lösungen externer Anbieter und Beratungsfirmen und positionieren sie als Produktivitätssteigerungen. Die Boston Consulting Group prognostiziert, dass der Markt für KI-Agenten bis 2030 auf das Neunfache anwachsen und ein Volumen von 52,1 Milliarden US-Dollar erreichen wird.

Zwar stuften drei Viertel der weltweit im Januar befragten 1.803 Führungskräfte der ersten Führungsebene (C-Level) laut BCG-Umfrage (PDF) KI als eine ihrer drei wichtigsten strategischen Prioritäten ein, doch nur ein Viertel gab an, dass ihre Unternehmen bereits „signifikanten Mehrwert“ aus ihren KI-Initiativen erzielen.

Kurzfristiger Mehrwert

Agenten könnten dazu beitragen, kurzfristigen Mehrwert aus unternehmensweiten KI-Projekten zu erzielen, indem sie Prozesse optimieren und die Kosten im Kundensupport senken.

Zu den im neuen Marketplace verfügbaren Agenten gehören

  • Ein HR-Assistent von Infosys, der Mitarbeiterprofile aktualisiert und dabei die in Fusion definierten Zugriffs- und Änderungsrichtlinien für Personaldaten einhält
  • Ein Beschaffungsassistent von KPMG, der den Abruf von Lieferanten-, Bestell- und Preisdaten beschleunigt
  • Ein Assistent für die Auftragserfassung von IBM, der Nutzer nach zusätzlichen Informationen fragt, um Eingabefehler zu reduzieren
  • Ein Inkassoagent von Stripe und Infosys, der Anreize für bestimmte Zahlungsvereinbarungen bietet, um die Forderungslaufzeit – eine Kennzahl für den Cashflow – zu verkürzen

Neue Fusion-Agenten, die direkt von Oracle verfügbar sind, unterstützen Buchhalter bei der Erstellung von Buchungssätzen, Einkäufer bei der Automatisierung von Angebotsanfragen und Logistikmanager bei der schnelleren Bearbeitung von Versandaufträgen. Weitere Agenten können Marketingteams dabei helfen, Kunden nach ihrer Kaufwahrscheinlichkeit zu priorisieren, und Vertriebsteams mit Preisinformationen sowie Kundenreferenzen ausstatten.

Im Gegensatz zu früheren Generationen von Softwareassistenten, die auf fest codierten Regeln basierten, nutzen KI-Agenten vortrainierte Large Language Models, um mit Nutzern zu kommunizieren und in manchen Fällen deren Absichten zu verstehen. Dabei beziehen sie kontextbezogene Informationen aus unternehmensspezifischen Daten wie Stellenkategorien, Richtlinien oder Kundenkonten ein. Außerdem können Agenten auf ihre Erinnerungen an frühere Interaktionen zurückgreifen und aus vergangenen Szenarien lernen, um künftig präzisere Antworten zu geben oder Aufgaben genauer auszuführen.


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